Maßnahmen, Effekte und gesamtwirtschaftliche
Kosten eines Technologieprogramms zur Erreichung des Toronto-Emissionsziels
für CO2 in Österreich und die vergleichbaren EU-Strategien
Zusammenfassung:
Motivation:
Das Toronto-Technologieprogramm soll nicht nur zeigen,
wie entsprechend dem Toronto-Ziel die österreichischen CO2-Emissionen
bis 2005 um 20% gegenüber 1988 reduziert werden können,
sondern auch einen kräftigen Innovationsimpuls zur Restrukturierung
der österreichischen Wirtschaft in Richtung einer nachhaltigen
Entwicklung auslösen. Die Basis für das Toronto-Technologieprogramm
sind die vorgeschlagenen Maßnahmen zu einer Klimaschutzvereinbarung
zwischen Bund und Ländern.
Folgende Eigenschaften charakterisieren dieses Technologieprogramm:
Höhere Energieeffizienz in Produktion und
Konsum
Für Produzenten und Konsumenten sollen
Anreize zum Übergang auf effiziente Energietechnologien gesetzt
werden. Damit können mit weniger Kosten und Schadstoffen
die erforderlichen Energiedienstleistungen bereitgestellt werden.
Über 200 Mrd S (14.53 Mrd. €) mehr Investitionen
und bis zu 12.000 mehr Beschäftigte
Insgesamt umfasst das vorgeschlagene Technologieprogramm
über neun Jahre Investition von 99 Mrd S. (7.19 Mrd. €)
Damit werden in der Folge Investitionsaktivitäten von über
200 Mrd S (14.53 Mrd. €) ausgelöst. Für den Arbeitsmarkt
bewirkt dies die Nachfrage nach bis zu 12.000 zusätzlich
beschäftigten Personen.
Kosteneffiziente Finanzierungsmodelle
Ein großer Teil der vorgeschlagenen Technologieinvestitionen
finanziert sich selbst durch die eingesparten Energiekosten. Für
einen Teil des Technologieprogramms sind Anreizfinanzierungen
des öffentlichen Sektors vorgesehen. Diesen öffentlichen
Aufwendungen aus bestehenden Budgetansätzen in der Höhe
von jährlich 1,4 Mrd S (101.74 Mio €) steht ein Vielfaches
an zusätzlichen Einnahmen aufgrund der Erhöhung der
wirtschaftlichen Aktivität gegenüber.
Struktur des Toronto-Technologieprogramms
Insgesamt ist mit diesem Maßnahmenpaket entsprechend
dem Toronto- Emissionsziel eine Verminderung der österreichischen
CO2-Emissionen bis zum Jahr 2005 um 20% gegenüber 1988 erreichbar.
Das bedeutet, dass gegenüber der derzeitigen WIFO-Energieprognose
für das Jahr 2005 ein Reduktionspotential von 13,7 Mio Tonnen
CO2 zu aktivieren ist.
Zahlenmäßig bewertet wurden in diesem Technologieprogramm
34 Maßnahmen, die eine Auswahl aus insgesamt 60 Maßnahmen
darstellen. Das gesamte Technologie-Programm samt den erwarteten
Reduktionseffekten bei den CO2-Emissionen kann in folgenden Schwerpunkten
zusammengefasst werden:
Mehr Chancen für erneuerbare Energieträger
Vor allem durch die verstärkte Nutzung von Biomasse und Biogas
und der Ausweitung der erfolgreichen Programme für Solarkollektoren
soll einerseits der Marktanteil heimischer Energieträger
erhöht werden und andererseits die Auslandsabhängigkeit
bei fossiler Energie reduziert werden.
Höhere Effizienz bei der Energiebereitstellung
In allen thermischen Verwendungen von Energie soll grundsätzlich
der Übergang auf Technologien angestrebt werden, die durch
die gemeinsame Erzeugung von Wärme und Elektrizität
zu einer deutlichen Erhöhung der Wirkungsgrade bei der Energiebereitstellung
führen. ("Cogeneration") Die diesbezüglichen
Investitionsaktivitäten betreffen den Ausbau von Wärmenetzen,
die Abwärmenutzung aus bestehenden Anlagen der Stromerzeugung
und die Forcierung der Kraft-Wärme- Kopplung, insbesondere
der Kraftauskopplung und der Einspeisung von Strom in öffentliche
Versorgungsnetze sowie der kaskadischen Nutzung von Energie.
Höhere Effizienz bei der Energieverwendung Empfohlen
wird dabei einerseits ein Programm zur Verbesserung der thermischen
Gebäudequalität sowohl im Altbau als auch im Neubau
und andererseits eine umfassende Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur.
Im Bereich Verkehr sind unter anderem die Förderung des öffentlichen
Nahverkehrs, die Einführung eines "Road Pricings"
und die Entwicklung einer 5 Liter/100 km Otto-Pkw-Neuzulassungsflotte,
sowie einer 4,5 Liter/100 km Diesel- Pkw-Neuzulassungsflotte bis
zum Jahr 2005 geplant.
Umsetzung des Maßnahmenpakets
Die erfolgreiche Implementierung der 34 Maßnahmen
wird nicht nur von der Bereitstellung allenfalls erforderlicher
Mittel für die Anstoßfinanzierung, sondern auch von
der Beseitigung von Hemmnissen abhängen, die nicht-monetärer
Natur sind. Gemeint sind dabei strukturelle, institutionelle und
rechtlichadministrative Barrieren, die maßnahmenspezifisch
auftreten und maßnahmenspezifische Lösungen erfordern.
Die Palette der Instrumente reicht von legistischen Maßnahmen
über technische Vorschriften bis hin zu Beratungs- und Finanzierungshilfen.
Gesamtwirtschaftliche Effekte des Technologieprogramms
Für die Analyse der gesamtwirtschaftlichen Effekte
des vorgeschlagenen Technologieprogramms wurde ein Computermodell
über die makroökonomischen Zusammenhänge der österreichischen
Wirtschaft entwickelt.
Es handelt sich um ein makroökonomisches Modell,
das derart an ein multisektorales Modell gekoppelt ist, dass die
gesamtwirtschaftlichen und sektoralen Effekte des Technologieprogramms
auf eine konsistente Weise quantifiziert werden können. Das
makroökonomische Modell ist ein traditionell keynesianisches,
dynamisches Modell der österreichischen Wirtschaft mit ausgebautem
öffentlichem Sektor. Bei der Modellierung der Nachfragekomponenten
werden die gesamten Investitionen als endogen betrachtet. Im Technologieprogramm
werden die Investitionen erhöht, dabei wird in die dynamische
Investitionsgleichung eingegriffen, sodass der Effekt zusätzlich
ausgelöster Investitionen (Akzelerator) berücksichtigt
wird. Das Sektormodell enthält ebenfalls einen kleinen makroökonomischen
Block, um als geschlossenes Modell verwendet werden zu können.
In diesem Makromodell-Block werden die Summen der Endnachfragekomponenten
privater Konsum, Brutto-Anlageinvestitionen, Lagerveränderungen,
öffentlicher Konsum und Exporte bestimmt. Dabei werden die
Investitionen auf die Kategorien Wohnbau, sonstiger Hochbau, Tiefbau,
Maschinen und Fahrzeuge aufgespaltet und einzeln modelliert. In
einem zweiten Schritt werden Summen der Endnachfragekategorien
aufgrund von ökonometrisch modellierten Nachfragesystemen
oder mit einfacheren Submodellen aufgeteilt, d.h. in Nachfrage
nach bestimmten Gütern umgewandelt. Die konsistente Ankoppelung
erfolgt in der Weise, als bezüglich der Endnachfragekomponenten
die Ergebnisse des Makromodells die Eingangsdaten für das
Sektormodell darstellen.
Effekte auf Nachfrage, Produktion und Beschäftigung
Die Simulationen des Toronto-Technologieprogramms
mit dem Makromodell- Block liefern bezüglich der Auswirkungen
auf die Nachfrage, die Produktion und die Beschäftigung folgende
Ergebnisse:
Mit einem Investitionsvolumen von 11 Mrd S jährlich
(im Zeitraum 1997-2005) beträgt der Unterschied im BIP im
neunten Jahr fast 25 Mrd S. Der Effekt auf die Gesamtnachfrage
beläuft sich auf rund 48 Mrd S im neunten Jahr, die Hälfte
davon, also 24 Mrd S, wird in Form von zusätzlicher Importnachfrage
wirksam, die andere Hälfte wirkt BIP-erhöhend. Der Effekt
auf die Beschäftigung wird nicht nur durch das zusätzliche
Produktionsvolumen sondern auch durch die gleichzeitig steigende
Produktivität beeinflusst. Der BIP-Effekt von zusätzlich
1,2% wirtschaftlicher Aktivität im neunten Jahr wird deshalb
nur im Ausmaß von 0,4% beschäftigungswirksam. Das bedeutet
aber dennoch, dass nach dem ersten Jahr dieses Technologieprogramm
zusätzlichen 8.000 bis 12.000 Personen eine Beschäftigung
bietet.
Effekte auf die öffentlichen Budgets
Insgesamt sind die Netto-Einnahmen bei den öffentlichen
Budgets in allen Jahren, in denen dieses Technologieprogramm wirksam
sein soll, weit über den jährlich projektierten 1,44
Mrd S für öffentliche Anreizfinanzierung, da durch die
verstärkte wirtschaftliche Aktivität die zusätzlichen
Einnahmen aus öffentlichen Abgaben zwischen 8 und 12 Mrd
S jährlich liegen. .
Außenwirtschaftliche Effekte
Es kann erwartet werden, dass die zusätzlich
ausgelösten Investitionen von 15 Mrd S im Jahr (26 Mrd S
Anlageinvestitionen laut Modellergebnissen minus 11 Mrd S exogener
Investitionsimpuls) ein Produktionspotential schaffen, das auch
auf die Auslandsmärkte drängt. Bei Anwendung der durchschnittlichen
Exportquote (40%) auf den BIP - Effekt im Jahr 2005 von 24 Mrd
S erhält man ein zusätzliches Exportpotential von ca.
9,5 Mrd S.
Sektorale Effekte des Technologieprogramms
Auch die sektoralen Effekte des Toronto-Technologieprogramms
wurden analysiert. Dabei wurde ein auf einer Input-Output-Tabelle
basierendes Sektormodell für 32 Sektoren der österreichischen
Wirtschaft verwendet. Die Struktur des Toronto-Technologieprogramms
betrifft unterschiedliche Investitionskategorien des multisektoralen
Modells (z.B.: Wohnbau, Tiefbau, Maschinen), was stark unterschiedliche
sektorale und damit auch makroökonomische Effekte hat. So
sind z.B. die Import- und Beschäftigungsreaktionen bei Bauinvestitionen
massiv verschieden von jenen bei maschinellen Ausrüstungsinvestitionen.
Das Toronto-Technologieprogramm generiert insgesamt Investitionen
von ca. 11 Mrd S pro Jahr. Durch die Struktur dieses Programms
ist auch die Aufteilung auf die Investitionskategorien gegeben,
was die Grundlage der sektoralen Analyse darstellt.