Zahlreiche Studien bestätigen:
Derzeitiges Risikotransfermodell zukünftig nicht mehr geeignet
Sturm-, Hochwasser- und Schneedruckkatastrophen bedeuten
nicht nur das Leid für jeden einzelnen Betroffenen, sondern
vor allem auch ein wachsendes wirtschaftliches Bedrohungspotential
für die österreichische Volkswirtschaft im Allgemeinen.
Forscher in Österreich beschäftigen sich daher eingehend
mit dem Risikotransfermodell in unserem Land und analysieren,
ob dieses bei einer weiteren Zunahme der Wetterextreme ausreichende
Basis bietet.
Aus seinen Analysen zur Hochwasserkatastrophe 2002 sieht Dr. Franz
Prettenthaler, Leiter des Grazer Standortes des Institutes für
Technologie und Regionalpolitik vom Joanneum Research, Österreich
finanziell nur unzureichend auf das steigende Katastrophenrisiko
vorbereitet: "Viele verlassen sich im Fall des Falles auf
die Unterstützung des Staates. Der Anreiz privat Katastrophenvorsorge
zu treffen, ist defakto in Österreich nicht vorhanden, da
der Katastrophenfonds Versicherte diskriminiert: Versicherungsleistungen
werden vor der Berechnung der Beihilfe aus dem Katastrophenfonds
vom Schaden abgezogen."
Zur
geringen Versicherungsdichte kommt auch noch eine Unterdeckung
der Versicherten hinzu, sodass für viele eine Naturkatastrophe
damit zur echten Existenzgefährdung werden kann. Eine Reform
des Katastrophenfonds ist daher aus Sicht Dr. Prettenthalers dringend
notwendig, nicht zuletzt auch weil der Katastrophenfonds in der
jetzigen Form nicht alle Österreicherinnen und Österreicher
im geforderten gleichen Ausmaß entschädigt: "Dabei
ist der Katastrophenfonds durch seine Finanzierung über das
Steuersystem defakto schon jetzt eine 'Quasi-Pflichtversicherung'",
kritisiert der Experte. Dr. Prettenthaler plädiert für
eine enge Kooperation der privaten Versicherungswirtschaft mit
der öffentlichen Hand und schlägt eine obligatorische
Deckungserweiterung der privaten Haushaltsversicherung mit risikodifferenzierter
Prämie vor.
Zu ähnlichen Ergebnissen wie Dr. Prettenthaler
kommt auch eine aktuelle Studie des WIFO - Wirtschaftsforschungsinstitutes
im Auftrag des Versicherungsverbandes Österreich. Auch für
die Autoren dieser Studie ist ein Nebeneinander staatlicher und
privater Risikotransfermechanismen problematisch. Dies hat zur
Folge, dass gefährdete Haushalte geringere Anstrengungen
zur Schadenvermeidung unternehmen sowie unzureichend eigene finanzielle
Vorsorge treffen. Die Lösung sehen die Experten des Wirtschaftsforschungsinstitutes
gleichfalls in der Einrichtung von obligatorischen Versicherungen
für Privathaushalte gegen Naturgefahren.