Maßnahmen zur Anpassung und Vermeidung
ein integrierter Ansatz
Das Treibhaus Erde reagiert wie ein Elektroherd: Selbst
nach dem Abschalten heizt die Platte noch weiter. Das bedeutet,
dass der Klimawandel bis zu einem gewissen Grad schon heute nicht
mehr aufzuhalten ist. Dies steht bei Experten mittlerweile außer
Zweifel. Die Auswirkungen des Klimawandels sind inzwischen auch
bei uns spürbar. Die negativen Erfahrungen mit den Klimaextremen
sind ein deutliches Signal für die tiefgreifenden Auswirkungen
von Klimaänderungen in Deutschland und unterstreichen die
Notwendigkeit von Maßnahmen sowohl zum Klimaschutz als auch
zur Anpassung an Klimaänderungen.
Oxfam International, eine unabhängige Hilfsorganisation
zur Bekämpfung von Armut und Ungleichheit, Dabei werden sowohl
Klimaschutz als auch Anpassungsmaßnahmen durch Entwicklungsfortschritte
angetrieben. Sie weisen jedoch Unterschiede bezüglich Zielgruppen,
geographischer Maßstäbe, Zeithorizonte und Beweggründe
für Handlungen auf. Emissionsvermeidung stellt einen Beitrag
zu einem globalen öffentlichen Gut dar, während die
Anpassung an den Klimawandel den Charakter eines Gutes trägt,
von dem ressourcenärmere Staaten, Städte oder Bürger
ausgeschlossen werden können, die damit einer größeren
Verwundbarkeit unterliegen.
Die Entscheidung zwischen Klimaschutz (Mitigation)
und Anpassung an den Klimawandel (Adaptation) ist vergleichbar
mit der Wahl, an einem Fahrrad entweder die kaputten Bremsen zu
erneuern oder sich stattdessen einen Helm zu kaufen. Die funktionsfähigen
Bremsen helfen die Gefahr eines Unfalls zu verhindern (Mitigation),
während der Helm die Katastrophe im Falle eines Unfalls aufhalten
soll (Adaptation).
Die meisten Leute würden sich also für Beides
entscheiden. Der Vergleich verdeutlicht auch die Annahme, dass
erste Schritte bei Mitigation und Adaptation (Ausgaben für
Bremsen und Helm) relativ günstig sind, im Verhältnis
zu den im Katastrophenfall zu erwartenden Schäden (Krankenhausaufenthalt
etc.).
Dies zeigt, dass wir einen integrierten Ansatz für Mitigation
und Adaptation brauchen und nicht einseitig auf Anpassung oder
Klimaschutz setzen sollten. Anders ausgedrückt, macht es
Sinn, Geld sowohl in Klimaschutz als auch Anpassung zu stecken,
denn würden wir z. B. nicht in die Bremsen investieren, kämen
uns Schutzmaßnahmen entweder sehr teuer oder wären
bei einem Unfall gar nicht möglich.
Die mehr als 1300 Mitgliedskommunen des Klima-Bündnis
(darunter 375 deutsche Städte und Gemeinden, in denen 40%
der Bevölkerung in Deutschland leben) setzen die Reduktion
ihrer CO2 Emissionen als Oberziel. Ziel des europäischen
Projektes AMICA ist es nun, lokale und regionale Strategien zu
entwickeln, die den Klimawandel umfassend angehen. Die Klimapolitik
soll eine optimale Kombination zwischen kurz- und langfristigen,
vorbeugenden und Gegenmaßnahmen umfassen und damit die Risiken
für zukünftige Planungen verringern. In anderen Worten:
Mit AMICA sollen Maßnahmen, die sowohl zur Anpassung an
den Klimawandel als auch vorbeugend zum Erhalt des Klimas notwendig
sind, zusammen geführt werden.
In dem von der EU (Interreg IIIC) und dem baden-württembergischen
Umweltministerium geförderten Projekt werden die Themen Hochwasser
an Flüssen und Küsten, Dürren in ländlichen
Gebieten und Überhitzung von Städten mit Projektpartnern
aus Frankreich, Italien, Niederlanden, Österreich und Deutschland
bearbeitet. Bisher wurden erste Anpassungsmaßnahmen analysiert,
die sowohl sozioökonomische, ökologische als auch ingenieurtechnische
Optionen nutzen.
Die Maßnahmen können dabei vorbeugend sein,
wie Frühwarnsysteme vor Hitzewellen oder vor Hochwasser,
sowie reagierend, wie in der Verbesserung der Katastrophenhilfe
z. B. bei Hochwasser oder der Versorgung von älteren Menschen
während einer Hitzewelle. Maßnahmen zur Vermeidung
von Wärmeinseln in Städten sind z. B. die Begrünung
durch Bäume, grüne Dächer oder begrünte Straßenbahngleise.
Etliche Techniken, die klimafreundliche Gebäudeklimatisierung
während Hitzewellen ermöglichen, stehen bereits heute
zur Verfügung, wie der Einsatz von Fernwärme oder Solarenergie
als Energiequelle für Kältemaschinen und die Nutzung
von Grundwasser zur Kühlung.
Auch in der Landwirtschaft können Klimaschutzmaßnahmen
das Anpassungspotential in Dürreperioden steigern. Z. B.
führen pfluglose Bodenbearbeitung und Kohlenstofffixierung
in landwirtschaftlichen Böden zu stabileren Boden-Wasser-Verhältnissen,
die wiederum die Fähigkeit von Pflanzen verbessern, Dürren
und Fluten zu widerstehen. Gleichzeitig trägt die verstärkte
Aufforstung und der naturnahe Waldumbau im Quellgebiet von Flüssen
zur Stabilisierung des lokalen und regionalen Wasserhaushaltes
bei und kann mit Klimaschutzmaßnahmen wie der verstärkten
Biomassenutzung und dem Ausbau regionaler Wirtschaftskreisläufe
verbunden werden.
Schließlich verlangen häufigere und stärkere
Extremereignisse zur Vorbeugung Risikozonen für Hochwasser,
Sturzfluten, Sturm, Blitzeis, Hagel, Schneelast, Lawinen und Muren.
Darüber hinaus wird z. B. bei Hochwasser ein Teil des Wassers
in Rückhaltebecken zwischengespeichert. Im Hochwassergebiet
selbst trägt der Austausch einer Ölheizung durch eine
mit Biomasse betriebene Heizung sowohl zur Verminderung der Treibhausgase
als auch zur Reduzierung von Schäden durch auslaufendes Öl
bei. Die Erfahrungen in den Niederlanden zeigen dabei jedoch,
dass Anpassungsmaßnahmen gegen die natürlichen Gegebenheiten,
mit z. B. höheren Deichen und größeren Pumpen,
langfristig nicht ausreichend sind: Das entsprechende Motto in
Holland lautet daher Living with water not fighting
against water. Das nationale niederländische Programm
setzt auf Maßnahmen wie die Erweiterung von Flussbetten,
Flussrenaturierung und die Bildung temporärer Überschwemmungsflächen.
Statt gegen das Wasser zu kämpfen, werden in Risikogebieten
schwimmende Häuser, schwimmende Gewächshäuser oder
gar schwimmende Straßen geplant.
Die hier verwendeten Informationen stammen aus
einem Vortrag von Dr. Andreas Kress (Klima-Bündnis/Allianza
del Clima e.V.) am 2. nationalen Workshop des Umweltbundesamtes:
Anpassung an Klimaänderungen in Deutschland - Regionale Szenarien
und nationale Aufgaben Maßnahmen zur Anpassung und Vermeidung
ein integrierter Ansatz (Link).